Zurueck

Entwurfsprojekt

Mainz Kastel - Anknüpfen oder neu beginnen?
Projekt D, Modul 1400. Sommersemester 2019. Projekt in Kooperation mit dem Lehrgebiet Entwerfen und Energieeffizientes Bauen, Prof. Sascha Luippold, Lehrauftrag, Dipl. Ing. Architekt Christoph Grabowski

 

Thema
Wiesbaden ist beliebt, die Stadt wächst. Bis zum Jahr 2025 15.000 neue Einwohner. Aber diese Entwicklung hat Schattenseiten: Die Wohnungen werden knapp, die Mieten steigen, Studierende wenden sich von der Stadt ab da die Wohnung zum Studienplatz fehlt. Junge Akademiker ziehen ins Umland da das Wohnen dort vermeintlich preiswerter ist. Sie haben aber die Rechnung ohne den erheblichen zeitlichen und ökonomischen Aufwand des Pendelns gemacht, von einer ökologisch und gesellschaftlich unzeitgemäßen Lebensweise ganz zu schweigen.

Die in den letzten Jahren erfolgte Neuausweisung von privatem Wohnraum (Wiesbaden Bierstadt Nord, u.a.) kann nur einen kleinen Teil des Bedarfs, zumal für eine spezifische Nutzergruppe, decken. Aber der Bau neuer Siedlungen und Wohngebiete ist schon aus Sicht der Nachhaltigkeit gar keine Alternative.
Nachverdichtung bestehender Stadtstrukturen ist ein wichtiger Planungsaspekt - dadurch entstehen wichtige Impulse für die Stadt. Denn die so entstehenden Quartiere sind bereits in den städtischen Kontext integriert, Nachbarschaften durchmischen sich neu, Identifikations- und Integrationsaspekte sind besser steuerbar als in homogenen Siedlungen, die Bewohner „gleichen Alters und Status“ haben. Aber wie dicht kann Innenwachstum werden?

Ort
Das Planungsgebiet befindet sich in zentraler Lage in Mainz Kastel nahe dem Bürgerhaus Kastel. Das Areal wird zurzeit durch ein ehemaliges Kasernenareal (AAFES Storage Station) belegt dessen Nutzung bis 2020 aufgegeben wird. Zwischen Wiesbaden und Mainz, in direkter Nähe zum Rhein, kann dieser Standort als integriertes Wohnquartier in bestehende Strukturen entwickelt werden.

Aufgabe
Vor dem Hintergrund anhaltender Nachfrage nach Wohnraum soll, auf Grundlage eines vorgegeben Rahmenplans, die Entwicklung für ein attraktives Quartier mit eigener, unverkennbarer Identität und einer hohen, städtebaulichen Qualität konzipiert werden.
Es gilt ein lebendiges Stadtquartier zu entwickeln, das unterschiedliche Wohnformen zulässt und eine hohe Wohnqualität für verschiedenste Zielgruppen bietet. Die Fragestellungen die das Projekt inhaltlich begleiten sind: Was sind die Potentiale des Standortes und was seine Probleme hinsichtlich der gestellten Thematik? Was kann, unter den genannten Parametern als tragfähiges Konzept für den Entwurf dienen? Was für besondere Typologien des Wohnens sind Bausteine um das eigene Konzept zu fördern, und wie setzt man diese für studentisches Wohnen und junge Familien um?

Qualifikationsziele
Es soll darum gehen die Fähigkeit zu erlangen, über das bloße Einzelobjekt (Architektur) hinaus im komplexen Kontext (Stadt) zu denken und zu entwerfen. Die Entwicklung eines Konzeptes welches Antworten auf gestellte und selbst entwickelte, aber dem Standort und seinem räumlich- gesellschaftlichen Kontext inhärenten Fragen gibt, steht im Zentrum der Aufgabe. Beispiel einer solchen Fragestellung kann sein wie „ich Öffentlichkeit in ein vorwiegend durch das Private gekennzeichnete Wohngebiet bringen kann“, oder auch, „wie lässt sich ein vor allem durch privaten Raum geprägtes Wohngebiet in den umgebenden Stadtraum integrieren?“

 

Programm
Durch das Projekt soll in der gestellten Thematik den Fragen des Maßes der möglichen Dichte nachgegangen werden. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Ausbildung des Anschlusses an die bestehende Ortsstruktur und auf der Suche nach zeitgenössischen Wohnformen. Das Ziel ist es dabei gesellschaftliche Formen des Miteinanders architektonisch zu artikulieren. Es geht nicht um die Schaffung neuer großer „Siedlungen“, sondern um die Entwicklung gemischter Quartiere für Jung und Alt und für eine Mischung von gefördertem und freifinanziertem Wohnungsbau.

Die besondere Aufgabenstellung an diesem Standort in Wiesbaden ist, differenziert auf gewachsene Strukturen einzugehen, funktionierende Quartiere weiterzuentwickeln, auf beeinträchtigende Umweltfaktoren zu reagieren und in besonderer Weise die vielfältigen Bedürfnisse jüngerer und älterer Bewohnerinnen und Bewohner zu berücksichtigen. Im Ergebnis sollen quartiers- integrierte neue Wohnangebote mit neuen Wohnformen von hoher städtebaulicher Qualität entstehen.

Leistungen
Die erste Entwurfsbesprechung findet nach der Exkursion mit einem ersten „räumlichen Entwurfsansatz“ verbindlich an einem Arbeitsmodell (Maßstab 1:1000) statt!  Dieses Modell begleitet das Projekt in seinen Entwicklungsstufen durch das gesamte Semester.

1.) Schwarzplan Maßstab 1:2.500
2.) Lageplan Maßstab 1:1.000, unter Einbeziehung der weiteren Umgebung sowie der stadt- und landschaftsräumlichen Einbindung des Areals (Topographie, Gewässer etc.).
3.) Erläuternde Piktogramme zur Darstellung stadträumlicher Parameter (z.B. Siedlungsstruktur, Verkehr, Freiträume etc. sind erwünscht.

4.) Lageplanausschnitt Maßstab 1:500 mit Gebäudestruktur, Erschließungstypologie und Außenraumbezügen. Schwerpunkt in der Ausarbeitung der Freiflächendarstellung.

5.) Quartiersschnitte Maßstab 1:500 zur Vermittlung von Stadt- und Landschaftstopographie sowie Darstellung der wichtigsten öffentlichen Räume.

6.) Grundrisse, Schnitte, Ansichten ausgewählter Baukörper (Maßstab 1:200)mit grundsätzlichen Aussagen zur Konstruktion

Vorgabe zu Effizienz der Wohneinheiten: BGF / HNF min 75%  /  Vorgabe Suffizienz: WFL pro Kopf max. 40qm bei einem ausgewogenen Wohnungsmix und speziellen Wohnformen für Menschen mit Behinderung.

5.) ein bis zwei perspektivische Präsentations-Darstellungen zur Verdeutlichung der räumlichen, atmosphärischen und architektonischen Qualitäten.

6.) Abgabemodelle (Quartier 1:1000  //  Gebäudemodell Maßstab 1:200)

7.) Integrationsleistung Typologiestudien Wohnungsbau (s.u.)

Die Arbeiten werden an den Plänen, Modellen und dem Kolloquium im Hinblick auf die bestmögliche Lösung der Aufgabe unter Anwendung folgender Kriterien durch die Prüfer gemeinsam begutachtet und bewertet:

1. Urbanistische Qualität (Qualität der Quartiersstruktur sowie der Neubauten im städtischen Kontext vs.
Signifikanz, Raumqualität)

2. Architektonische Qualität (äußere Formgebung und Aussage, Innenräume, Atmosphären, Aufenthaltsqualität, Erlebbarkeit und Nutzungsvielfalt der Wohneinheiten und der Freiflächen)

3. Funktionalität (Erfüllung des Nutzungsprogramms, äußere und innere Erschließung, Zusammenhang öffentlichen und privaten Räumen)

 

 

STUDENTENWETTBEWERB
Für das Projekt „Anknüpfen oder neu beginnen?“ lobt die Stadt Wiesbaden gemeinsam mit der SEG einen Studentenwettbewerb aus. Im Anschluss an die Abschlusspräsentation wird eine Jury die Arbeiten unabhängig bewerten. Eine Ausstellung der besten Arbeiten im Rathaus der Stadt Wiesbaden ist geplant. Der Wettbewerb richtet sich an alle Teilnehmer des PD Projektes der HSRM und ist Teil der erforderlichen Leistung des Kurses. Die Wettbewerbsabgabe (Pläne des Projektes als A2 Verkleinerungen) erfolgt am Tag der Präsentation, am 24. July 2019.

PREISE
Es ist geplant folgende Preise zu vergeben: 1. Preis, 1000,- Euro; 2. Preis, 500,- Euro; 3. Preis, 300,- Euro. Es ist der Jury vorbehalten diese anders zu verteilen. Die ausgezeichneten Arbeiten gehen in den Besitz der Landeshauptstadt Wiesbaden über und werden in einer Ausstellung präsentiert.


Literatur
(Hrsg.) ACTAR, Barcelona, 2010: Total Housing - Alternatives to Urban Sprawl

Claus, Felix + Altiok, Medine: Lehre und Typus - Beispiele, Texte und Übungen zum Wohnen in der Stadt, Zürich, 2011

Chiffre, Lorenzo: Kultivierung des Gewöhnlichen, in: Drei Häuser in Wien, Sergison bates, Park Books, 2014

Ebbing, Georg: Der Eckgrundriss, Niggli Verlag, 2014

Faller, Peter: Der Wohngrundriss, Berlin, 2002

Imhof, Lukas; Sik, Miroslav: Midcomfort, Ambra Verlag, 2013

Kleinekort, Volker, et.al.: Neuer Städtebau, Hrsg. Karl Krämer Verlag, Stuttgart, 2008

Kleinekort, Volker; Schmeing, Astrid: Die Siedlung in der Stadt, JOVIS Verlag, Berlin, 2016

Lorenzen, Carsten; Wohnbauten Entwerfen, JOVIS Verlag, Berlin, 2019

(Hrsg.) kraemer Verlag: Neues Wohnen in der Stadt, Stuttgart, 2012

Komossa, Susanne: The Dutch urban block and the public realm, Vantilt, Rotterdam, 2011

Meier, Herrman: EUROPAN 9  - European Urbanity, NAI Publishers, 2008 (siehe auch www.europan.de)

Schneider, Friederike: Grundrissatlas Wohnungsbau, 4. Auflage, Basel, 2011

Schramm, Helmut: Low Rise - High Density, Horizontale Verdichtungsformen im Wohnungsbau, Wien, 2008

Kraft, Sabine: Die Grundrißtableaus. In: ARCH+ 176, Wohnen, Aachen, 2006, S. 51ff.

Wüstenrot Stiftung [Hrsg.):  Wohnvielfalt. Gemeinschaftlich wohnen - im Quartier vernetzt und sozial orientiert. Ludwigsburg 2017